Ausbau der Autobahn A661 – Lebensqualität für die Bewohner*innen im Hufeland-Haus bewahren!
Der weitere Ausbau der Autobahnen A66 (Riederwaldtunnel) und A661 gefährden die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen im Hufeland-Haus. Die Innere Mission Frankfurt als Träger des Hufeland-Hauses fordert eine Verbesserung der geplanten Schutzmaßnahmen für alle Bewohner*innen des Hufeland-Hauses.
Nur wenige hundert Meter trennen die Autobahn A661 vom Hufeland-Haus im Frankfurter Stadtteil Seckbach. Und trotzdem ist sie von hier aus nicht zu sehen, denn eine 6,5m hohe Lärmschutzwand trennt die Schnellstraße von der Sozialeinrichtung, in der über 250 Menschen leben, davon viele schwerstpflegebedürftig. Im Erdgeschoss ist der Autobahnverkehr als monotones Hintergrundgeräusch wahrzunehmen. Mit jeder Etage des 10-stöckigen Hauptgebäudes steigt der Lärmpegel signifikant. „Die Lärmschutzwand hat die Innere Mission in einem langen Rechtsstreit in den 1990er Jahren erstritten. Sie hält viel ab, allerdings nicht in den oberen Etagen. Hier leisten die eingebauten Schallschutzfenster wiederum gute Arbeit, aber was hilft das, wenn man im Sommer das Fenster aufmachen will?“ sagt Markus Förner, der Leiter des Hauses.
Und auch bei entsprechenden Windverhältnissen ist der Lärm, der von den südlicheren Abschnitten, also der Talbrücke kommt, deutlich vernehmbar. „Im Moment können wir dennoch zufrieden sein“, meint Förner, „denn durch die Baustellensituation und die Begrenzung auf 80 km/h hält sich der Lärm in Grenzen“.
Doch schon bald könnte es vorbei sein mit der grünen Idylle direkt hinter der Autobahn, denn mehrere Maßnahmen könnten zu einer erheblichen Steigerung der Lärmbelastung führen. Die Innere Mission teilt die Bedenken, die von Bürgerinitiativen seit Jahren vorgetragen werden: Der Bau des Riederwaldtunnels und der Ausbau der A611 werde zwar möglicherweise zu einer Entlastung des städtischen Verkehrs, aber zu einer Zunahme des Verkehrs auf den Autobahnen führen. Das hohe Verkehrsaufkommen werde zu mehr Lärm und Abgasen im gesamten Frankfurter Osten führen.
Die geplanten Schutzmaßnahmen reichen nicht aus
Die Autobahn GmbH hat nicht nur eine Verbreiterung der A661, sondern auch eine Verbesserung des aktiven Lärmschutzes geplant. Weitere Lärmschutzwände auf der anderen Fahrbahnseite sowie zwischen den Fahrspuren sollen den gesetzlich geforderten Schutz bieten. „Doch das reicht nicht aus!“ meint Rechtsanwältin Ursula Philipp-Gerlach, die die die Innere Mission vertritt. „Trotz der Lärmschutzmaßnahmen werden Grenzwerte überschritten, die dem Gesundheitsschutz dienen. Die Autobahn GmbH muss nach Lösungen suchen, die ein Mehr an Lärmschutz gewährleisten.“ Die Juristin sieht auch weiterhin gravierende Planungsmängel. So müsste der Planungshorizont auf 2035 erweitert und die bislang für das Jahr 2030 prognostizierten Verkehrsmengen neu berechnet werden.
Die Stadt Frankfurt hat die drohende Zunahme der Belastung für die Bevölkerung beiderseits der Autobahn ebenfalls erkannt und eine erste Lösung für scheinbar alle Probleme entwickelt: die Einhausung des ca. 1.000 Meter langen Abschnitts zwischen Friedberger Landstraße und Seckbacher Landstraße. Die Einhausung lässt nicht nur die Autobahn verschwinden, sondern stellt auch ein grünes Band zwischen Bornheim und Seckbach her. Kostenschätzung zuletzt: 258 Mio €.
Diese Lösung vergisst jedoch, dass auch südlich der Seckbacher Landstraße Wohnbebauung besteht, die durch den Tunnel und sogar noch stärker von Abgasen betroffen sein werden. Besonders betroffen: das Hufeland-Haus.
„Wir können das nicht akzeptieren, dass für einen Teil der Anrainer so viel Geld ausgegeben wird, während für andere nicht einmal die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt werden“, meint Holger Hothum, kaufmännischer Vorstand der Inneren Mission Frankfurt. Zu teuer, meint die Autobahn GmbH und rechnet vor: Während der geplante Lärmschutz für den Abschnitt südlich der „Seckbacher Galerie“ etwa 6 Mio. Euro kosten soll, würde ein Überdeckelung das 21-fache, also 126 Mio. Euro kosten. „Wir werden hier den Eindruck nicht los, dass hier nicht Gleiches mit Gleichem verglichen wird. Vier Lärmschutzwände mit Auskragung in die Fahrbahn sind ohnehin geplant. Diese oben zu schließen: Kann das wirklich so viel mehr kosten?“
„Wir fordern eine Überdeckelung des Autobahnabschnitts, in dem Lärm und Abgase entstehen, die nach Seckbach und zum Hufeland-Haus getragen werden,“ fassen Hothum und Förner einmütig zusammen. „Die in den 1990er Jahre von der Inneren Mission erstrittene Lärmschutzwand war ihrer Zeit voraus und hat für mehr Lebensqualität in ganz Seckbach gesorgt. Es kann nicht sein, dass diese mühsam erstrittene Wirkung durch nachlässige Planung einkassiert wird. Wir fordern aktiven Lärmschutz. Mit einer Entschädigung ist niemandem wirklich geholfen. Wir sind es unseren Bewohner*innen, die in der Regel nicht der Lage sind, selbst für ihre Rechte zu streiten, schuldig, dafür Sorge zu tragen, dass auch sie in heißen Sommernächten bei offenem Fenster die nötige Ruhe und gesunden Schlaf finden. Die Verkehrsprobleme im Frankfurter Osten sehen wir natürlich auch und hoffen, dass sie gelöst werden, aber nicht auf Kosten der Gesundheit Dritter.“
20.06.2022
Allgemeines